Kohle-Aktien: Die geheimen Profiteure?

Kohle-Aktien: Die geheimen Profiteure?

Amerikanische Kohle-Aktien werden wie Totgeglaubte bewertet (!) Wenn man sich jedoch mit den dahinterliegenden Daten und Fakten beschäftigt, sieht die Situation anders aus (!) Laut der US-amerikanischen Energieinformationsbehörde (EIA) produzieren Kohlekraftwerke weiterhin 24% des landesweiten Stroms. 24% welche nicht einfach vom Netz genommen werden können, da sie Grundlaststrom liefern. Kraftwerke mit Grundlastkapazität produzieren kontinuierlich Strom und sorgen dafür, dass das Stromnetz nicht zusammenbricht. Folgende Kraftwerke fallen unter diese Kategorie:

  • Wasserkraftwerke
  • Gaskraftwerke
  • Kohlekraftwerke
  • Atomkraftwerke

Wie man sehen kann, fallen Sonnen- und Windenergie nicht unter die Kategorie der Grundlast.

Kursverlauf der Kohle-Aktie Peabody Energy
Kursentwicklung Peabody Energy

Warum liefern Sonnen- und Windenergie keine Grundlast?

Sonnen- und Windenergie sind als Grundlastkapazität gänzlich ungeeignet, da man nicht 24 Stunden pro Tag Strom produzieren kann. Was ist wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht bläst? Wind- und Sonnenenergie sind eine gute Ergänzung, können aktuell jedoch nicht das Fundament eines stabilen Stromnetzes sein.

Kann sich dies ändern?

JA, wenn sich die Speichertechnologie für Wind- und Solarenergie (a) weiterentwickelt und (b) flächendeckend eingesetzt wird. Bis dahin ist es jedoch noch ein langer Weg (!)

Folgende Grafik prognostiziert das erwartete Wachstum an weltweiten Speicherkapazitäten. Auch wenn das prognostizierte Wachstum signifikant erscheint, ist es im Verhältnis zum weltweiten Stromverbrauch verschwindend gering. Es ist ein Tropfen auf den heißen Stein.

Prognostizierte Entwicklung von Speicherkapazitäten
Prognostiziertes Wachstum an Speicherkapazitäten (Quelle: BloombergENF)

Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie, würde man alleine an der Ostküste der USA 280 GW an Speicherkapazität benötigen um die Region mit 100% Wind- und Solarenergie zu versorgen. An der Ostküste der USA leben jedoch “nur” 118 Mio. Menschen bzw. 1,5% der Weltbevölkerung– und dennoch würden man mehr als 25% der für 2040 prognostizierten Speicherkapazitäten benötigen. Wie viel Speicherkapazitäten würde man dann für die gesamte USA benötigen? Geschweige davon, wie viel man für China benötigen würde.

Fazit: Der Anteil an Wind- und Sonnenenergie wird weiter zunehmen, jedoch wird man auch weiterhin Grundlast- und Backupkapazitäten in Form von Kohle-, Gas- und Atomkraftwerken benötigen.

Um jetzt wieder auf das eigentliche Thema “amerikanische Kohle-Aktien” zurückzukommen:

Durch was will man US-amerikanischen Kohlekraftwerke in den nächsten 5-10 Jahren ersetzten?

Kohlekraftwerke können nur durch Kraftwerke ersetzten, welche ebenfalls Grundlast liefern. Dabei stoßt man jedoch auf folgende Probleme:

  • Aktuell sind Wind- und Solarenergie weiterhin als Grundlast ungeeignet. Was ist wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht bläst?
  • Atomreaktoren wachsen nicht wie Pilze aus dem Boden – ein neuer Reaktor benötigt 10-15 Jahre um in Betrieb zu gehen
  • Gaskraftwerke produzieren bereits 38% des amerikanischen Stroms – will man noch mehr Gaskraftwerke bauen und alles auf eine Karte setzen? Besonders wenn in den kommenden 12-18 Monaten mit steigenden Gaspreisen zu rechnen ist (!)
  • Wasserkraftwerke sind ebenfalls stark limitiert, denn wie viele Flüsse gibt es noch wo kein Kraftwerk steht?

Fazit: Kohlekraftwerke werden in den nächsten 5-10 Jahren nicht komplett vom Markt verschwinden, so wie es von den Medien oft fälschlicherweise dargestellt wird. Es gibt schlicht und einfach keine Alternative um diese Kapazitäten sinnvoll zu kompensieren.

Der stille Profiteur: Fracking fährt gegen die Wand

Der größte Konkurrent von amerikanischer Kohle ist das heimische Erdgas. Wenn der Preis von Erdgas steigt oder fällt, dann steigt oder fällt auch der Preis von Kohle. Die beiden Rohstoffe korrelieren miteinander. Dies war im letzten Jahrzehnt (2010-2020) für Kohle sehr schmerzhaft, da der Fracking-Boom die USA mit billigem Erdgas flutete.
Jetzt wo jedoch die Frackingindustrie gegen die Wand fährt, wird man auch weniger Erdgas als Beiprodukt fördern. Was sich wiederum positiv auf den Gaspreis und somit auch auf den Kohlepreis auswirken dürfte. Dieser Effekt zweiter Ordnung ist aktuell nicht einmal ansatzweise in den amerikanischen Kohle-Aktien eingepreist. Bei Gas-Aktien ist er dagegen schon eingepreist, welche sich in den letzten Wochen verdoppelten oder verdreifachten. Gas-Aktien zählten zu den Top-Performer im Monat April (!)
Fazit: Wenn der Preis für Erdgas steigen sollte, dann dürfte auch der Preis für Kohle anziehen – was aktuell nicht einmal ansatzweise in den Kursen der Kohle-Aktien eingepreist ist.

 

Der stille Profiteur: Drastisch gesunkene Treibstoff- und Reifenkosten

Ein weiterer und ebenfalls nicht zu vernachlässigender Effekt zweiter Ordnung sind die drastisch gesunken Treibstoff- und Reifenkosten. Dies gilt besonders für den amerikanischen Tagebau in der Powder River Basin. In der Powder River Basin [Wyoming (USA)] werden etwa 40% der Kohle der Vereinigten Staaten von Amerika gefördert. Das Förderverfahren ist mit einer überproportional großen Sandgrube vergleichbar, die Kohle wird abgetragen und auf riesige Großmuldenkipper geladen. Die Großmuldenkipper von Open-Pit Kohleminen zählen zu den größten der Welt. Sie haben dementsprechend auch einen immensen Treibstoff- und Reifenverbrauch.

Großmuldenkipper einer Kohlemine in der Powder River Basin
Ein Großmuldenkipper von Peabody Energy in der Powder River Basin (Quelle: https://steelguru.com/coal/peabody-energy-cuts-workforce-at-3-powder-river-basin-coal-mines/557964#)
Um dies mit einem Beispiel zu unterstreichen: Der größte Kohleförderer der USA Peabody Energy spart bei den aktuellen Ölpreisen zwischen 70-90 Mio. USD pro Jahr an Treibstoffkosten – und das bei einer aktuellen Marktkapitalisierung von weniger als 300 Mio. USD.
In diesem Rechenbeispiel sind die Reifenkosten noch nicht einmal mitberücksichtigt, welche sich ebenfalls spürbar auswirken dürften.

 

Kohleminen sind sowohl politisch als auch ökologisch komplett inkorrekt (!)

  • Finanzdienstleister wie BlackRock haben sich aufgrund Kundendrucks aus Kohle-Aktien zurückgezogen
  • Kohle-Aktien bekommen nicht länger eine attraktive Fremdkapitalfinanzierung, da sich Investmentbanken ebenfalls aus dem Kohlegeschäft zurückziehen
  • Der Bau einer neuen Kohlemine ist aufgrund der hohen Umweltanforderungen ein nahezu unmögliches Unterfangen
Was auf den ersten Blick wie ein Horrorszenario aussieht, ist für bereits bestehende Produzenten in Wirklichkeit ein Segen. Man muss nicht mit weiterer Konkurrenz rechnen, stattdessen operiert man in einem Oligopol. Ein Oligopol, welches von Finanzdienstleistern, Banken und Regierungen geschaffen wurde (!)

 

Kohle-Aktien: Schlussfazit

Amerikanische Kohle-Aktien werden aktuell wie Totgegaubte bewertet. Es ist sogar so absurd, das ein beträchtlicher Teil der Kohle-Aktien unter seinem Working Capital notiert – darunter auch Peabody Energy. Man bekommt somit das restliche Unternehmen quasi kostenlos obendrauf.

Außerdem ist ein potentieller Preisanstieg bei Erdgas und somit auch bei Kohle, nicht einmal ansatzweise im Kurs eingepreist. Sollte sich diese These bewahrheiten, dann ist mit einem signifikanten Kurssprung zu rechnen.

Dieser Artikel soll Kohle und amerikanische Kohle-Aktien keineswegs besser darstellen als sie wirklich sind. Kohle ist und bleibt ein Überbleibsel aus dem 19 Jahrhundert und wird in Zukunft ersetzt werden – jedoch nicht in den nächsten 5-10 Jahren (!)

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